Leinwandtuning

Dieses Mal ist die Leinwand dran.

Seit längerem habe ich vor gehabt bei uns im Heimkino eine graue Leinwand zu testen.

Da es in unserem Heimkino leider noch zu viel Restlicht vorhanden ist (graue Wände, Decke, weiße Fenster) habe ich mir besseren Schwarzwert dabei versprochen.

Das Problem an der Sache ist dass man bei einer Leinwand mit Gain  um 0.8 viel mehr Licht braucht um das Bild glaubwürdig darstellen zu können. Die frage war: wie komme ich an mehr Licht bei dem Projektor.

Der TX200 ist von Cine4Home getunt und hat an der Optik einen farbigen Folienfilter. Wie so ein Tuning funktioniert ist bekannt. Der Projektor wird im hellsten Modus betrieben. Farbabstimmung erfolgt durch den Filter. Der Trick dabei ist das der Filter viel Licht schluckt und den Schwarzwert des Projektors senkt. Weiß bleibt aber im Idealfall genauso hell wie im D65-Modus.

Vorteile des Tunings konnte ich messtechnisch immer nachvollziehen. Durch den Filter an der Optik erhöhte sich der nativen Kontrast des Beamers von 600:1 bis auf 1000:1 das Bild wurde aber gleichzeitig matter, langweiliger, mit wenig Brillanz. Die Ursache, meiner Meinung nach, liegt an der farbigen Kunststofffolie die im Filter verwendet wird. Durch das Streulicht im Objektiv dass die Folie mit ihrer spiegelnden Oberfläche verursacht, senkt sich der Ansi-Kontrast.

Hier ist der TX200 ohne Filter am Objektiv. An der entspiegelter Optik entstehen kaum Reflexionen.

Der Folienfilter dagegen hellt das Bild durch Reflexionen an der nicht entspiegelten Oberfläche massiv auf. Der große weiße Fleck (roter Pfeil) ist nichts anderes als Reflexionen von dem Pause-Zeichen bei einem 30IRE-Bild.

Hier wird der Ausmaß sehr deutlich. Noch schlimmer sieht es bei einem Ansi-Testbild aus. Das gilt nur für alte Folienfilter. Bei den neuen hochwertig vergüteten Glasfilter von C4H entsteht das Problem nicht.

Natürlich wollte ich auf Vorteile des Tunings nicht verzichten. Gleichzeitig wollte ich unbedingt eine graue Leinwand in unserem Heimkino testen.

Meine Idee war den Filter zu entfernen und die Farbabstimmung an der Leinwand vorzunehmen.

Dispersionsfarbe

Für meine jetzige Leinwand habe ich eine hochwertige weiße Dispersionsfarbe genommen.

Warum kein Tuch?.

Diese ganze günstige, 1.0 Gain Tücher halte ich für minderwertig. Leider sind sie alle mehr oder weniger lichtdurchlässig. Solche Tücher bestehen zu 80% aus Kunststoffen und Weichmachern die in ihrer Ursprungsform zum größten Teil durchsichtig sind. Die weiße Farbe erhalten sie nach der Färbung mit dem weißen Pigment Titandioxid. Anteil von weißem Pigment Titandioxid ist entscheidend bei der Qualität des Tuches

Titandioxid

Alles was weiß ist erhält dieses Pigment. Zahnpasta, Hustenbonbons, Farben, Kunststoffe.

Damit die Folien nach der Pigmentierung formstabil und flexibel bleiben darf der Anteil von dem Pigment eine gewisse Grenze nicht überschreiten. So bleiben diese Folien leicht lichtdurchlässig. Dass heißt dass ein Teil des Lichtes nicht vollständig reflektiert wird. Eine zweite schwarze Schicht ändert an der Tatsache wenig. Ein Teil des Lichtes geht durch, maximale Helligkeit und somit auch Kontrast gehen verloren

Besser sind die beschichteten Folien. Sie habe auf der Oberfläche eine weiße Schicht (Titandioxid) die das Licht fast vollständig reflektiert. Das gelingt in der Regel sehr gut. Diese Beschichtung ist hauchdünn und meisten empfindlich. Solche Tücher haben entsprechen auch
ihren Preis.

Eine hochwertige Dispersionsfarbe besteht nach der Trocknung aus bis zu 70% Titandioxid und bietet eine harte, sehr dichte, lichtundurchlässige, matte Oberfläche.

 
Farbabstimmung

Die Vorgehungsweise ist ganz einfach. Beamer in den hellsten Modus versetzen. Wirklich alles, was an der Helligkeit geht, rausholen. Alles auf 0 und den Farbverlauf messen. Ab hier weiß man genau welche Farbe im Überschuss vorhanden ist und welche fehlt.

In meinem Fall war die Aufteilung folgend: 50% Grün, 30% Blau und 20% Rot. Mit roter und blauer Abtönfarbe die Dispersionsfarbe abgestimmt und auf ein Stück Hartfaserplatte aufgetragen. Nachdem die Farbe trocken war gemessen. Nach der Messung weiter mit Abtönfarben korrigiert. Irgendwann habe ich Farbverlauf gehabt der zu 90% der Norm entsprach.

Hier habe ich im Fotoshop an der linken Hälfte von der Hartfaserplatte die Sättigung auf 0 gesenkt. Man sieht deutlich wie "grau" der Farbmuster tatsächlich ist.

Feinabstimmung habe ich an dem Projektor vorgenommen. 

Messergebnisse

Um vergleichen zu können habe ich drei Messreihen gemacht.

1. Weiße Leinwand. Beamer kalibriert aber nicht getunt

2. Weiße Leinwand. Beamer getunt mit Farbfilter

3. Farbige Leinwand. Beamer kalibriert reflektiv von der Leinwand

Gemessen wurde bei absolut gleichen Bedingungen reflektiv von der Leinwand. Messsensor wurde bei allen Messreihen nicht bewegt.

Die Autoiris ist ausgeschaltet und die Blende im Objektiv auf Mittelstellung(5)

Weiße Leinwand. Farbtemperatur 6500K. Gamma Standart. Kontrast 579:1 ANSI-Kontrast 156:1

Weiße Leinwand. Farbfilter. Farbtemperatur Hoch-Hell. Gamma 2,4 Kontrast 991:1 ANSI-Kontrast 199:1

Farbige Leinwand. Farbtemperatur Hoch-Hell. Gamma 2,4 Kontrast 908:1 ANSI-Kontrast 255:1

Was hat sich am Bild getan? So ein brillantes Bild habe ich in meinem Heimkino noch nie zu Gesicht bekommen!!! Kontrastwerte liegen zwar auf gleichem Nivea wie mit dem Farbfilter. Das Bild hat aber einen Punch wie ich es bei meinem Proki noch nie gesehen und nicht für möglich gehalten habe.